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Z U R B E Z E I C H N U N G LYRISCHE LIEDER GEGEN DEN STROM Als Mikis Theodorakis 1976 zur Überzeugung gelangt war, das Thema Bürgerkrieg aufgreifen zu müssen, konnte er auf Tassos Livaditis’ Gedichte zurückgreifen. Er schuf daraus den Liederzyklus »Ta Lyrika« und brachte ihn 1977 in Athen zur Uraufführung 1. »Ta Lyrika« heißt: die poetischen, die nicht kämpferischen Lieder. Das musste betont werden, denn zum Thema Bürgerkrieg erwartete zu dieser Zeit von Theodorakis jeder Mensch Kampflieder. Hatte er doch sogar während seiner Inhaftierung (1967-1969) durch die Militärdiktatur (1967-1974) eine große Anzahl Kampflieder geschrieben und ins Ausland schmuggeln lassen können. Die lyrischen, die Trauerlieder sind neu. Theodorakis reflektierte die Niederlagen und bitteren Enttäuschungen während der Militärdiktatur nicht als privates Schicksal, sondern als wesentliche Erfahrungen des griechischen Volkes. Dazu kam die veränderte Weltlage: der Panzereinsatz der Sowjets gegen den »Prager Frühling« (1968) hatte die gesamte politische Linke der Welt gespalten. In anderen Regionen der Welt ließ sich der revolutionäre kubanische Erfolg nicht wiederholen. Die Erschießung Che Guevaras in Bolivien (1967) und zuletzt das Scheitern des chilenischen Experimentes der UNIDAD POPULAR (1973) mussten zur Rückbesinnung führen. Nur mit der angemessenen Trauer konnte Theodorakis das Thema Kampf und Krieg weiter verfolgen. Auch das Thema Bürgerkrieg, welches bis dahin in Griechenland streng tabuisiert war konnte er nur mit der angemessenen Trauer wieder aufgreifen und die Herzen der Menschen erreichen. Mit Livaditis verband Theodorakis eine enge Freundschaft, seit sie einander als Kampf- und Leidensgefährten 1949 auf der Folterlagerinsel Makronissos kennen gelernt hatten. Nun vertonte er seine Gedichte absichtlich mit einfachsten Melodien, damit deren beklemmende Aussagen in ihrer dichterischen Intensität vom Publikum angenommen werden konnten. 1982 hat Theodorakis »Ta Lyrika« noch weiter bearbeitet, eigene Texte eingefügt und seine »Liturgie« daraus entwickelt, gewidmet »Den Kindern, getötet in Kriegen2«. »DAS SCHÖNE ÜBERWINDET DAS GRAUEN«. Aus dieser Haltung bettet Theodorakis bedrückendste und erschreckendste Texte in Musik, die tröstet und stärkt. 1 MIKIS THEODORAKIS Ta Lyrika poetry: Tassos Livaditis, weitere Informationen und Tonträger: www.fmrecords.net 2 1982 - LITURGIE Nr. 2 (‘Den Kindern, getötet in Kriegen’; Texte: Tassos Livaditis, Mikis Theodorakis) für Chor a cappella - Tonträger u. a. bei SOUNDWINGS, LITURGIA No. 2, St. Jakob-Motettkør (109.3088-2) - 1994 |
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