»EIN URWALD IN EUROPA«
Aristophanische Komödie in dreizehn Szenen



Zwei, sich einander durchdringende Geschichten werden erzählt.

1. Die Geschichte eines deutsch-griechischen Naturschutzprojektes im Kampf mit den europäischen, örtlichen und aktuellen Verhältnissen in einer Region Nordostgriechenlands, dem Nestosdelta.
2. Die Liebesgeschichte zwischen dem Bauernsohn Dimitri und der in Deutschland lebenden und als alleinerziehende Lehrerin arbeitenden Maria, der Schwägerin des deutschen Leiters des o. a. Naturschutzprojektes, Hans. Die Familien der beiden sind aus ökologisch-politischen Gründen verfeindet.

Das Stück beginnt mit dem Empfang einer kleinen Gruppe Ökotouristen von einer Delegation der 1. Internationalen Vogelvolkskonferenz, bei welchem die durch Agrarindustrie hervorgerufenen Schäden und Bedrohungen aufgelistet und die Forderungen der Vögel überreicht werden.
Während eines Rendevouz zwischen Dimitri und Maria bedrängt er sie, zurückzukehren und ihn zu heiraten. Sie bangt um ihre Unabhängigkeit und ist verletzt, als sich herausstellt, daß er mit ihrer Mitgift rechnet. Außerdem verdingt er sich als Hilfskraft für einen Agronomen bei dessen Werbe- und Verkaufsveranstaltungen. Ziel dieser Veranstaltungen ist, die Bauern zum Kauf möglichst großer Mengen chemischer Agrarprodukte zu bringen. Das diesmalige Werbegeschenk ist ein agronomisch gesponserter Besuch im örtlichen Bordell EXTASE.

Die krisenbedingten Unruhen in Griechenland haben auf die ländlichen Regionen übergegriffen. Ein Volksentscheid soll die Menschen beruhigen. Sämtliche Parteien stellen ihre Programme für die Zukunft der Region dar. Allerdings erscheinen auch als ungebetene Gäste all die ökologisch und ökonomisch arbeitenden und sich selbst organisierenden Gruppen mit ihren Infos und Produkten. Hans versucht ebenfalls, ans Mikrofon zu kommen, und für sein Naturschutzprojekt zu werben. Dionysos, der Vater Dimitris, nutzt den Tumult, um unbemerkt zu verschwinden, und seinen Gutschein in der EXTASE einzulösen. Er hat ihn sich durch den Kauf irrwitziger Mengen Fungi-, Herbi- und Pestizide verdient. Das Publikum erhält Stimmzettel von den Parteien und wird mit Zuckerwatte, geröstetem Mais etc. in die Pause entlassen.
Dionysos kommt besoffen von der EXTASE heim. Im Krach mit seiner Frau Parthena gelingt es ihm erstaunlicherweise, auch sie für die Umrüstung ihres kleinen Betriebs zu gewinnen.

Die Katastrophe folgt auf dem Fuß. Vermutlich haben mehrere Bauern, einschließlich Dionysos, ihre Felder nicht sachgemäß vergiftet. Ein Massensterben der Tiere ist die Folge. Da weder das Naturschutzprojekt noch der Volksentscheid zu irgendeiner Besserung der Situation geführt haben, zwingt die jetzt erreichte Dimension der Katastrophe die überlebenden Tiere, Maßnahmen zu ergreifen.
In einer großen Konferenz beschließen sie eine Doppelstrategie: Direkte Aktion vor Ort, um die Bauern einzuschüchtern einerseits und den europarlamentarischen Weg für den langfristigen Erfolg andererseits. Außerdem sollen die schon aktiven ökologischen Projekte unterstützt werden.
Schließlich mischen sie sich auch in die Traumwelt der Menschen ein. Wie ein reinigendes Gewitter zieht ein orgiastischer Sommernachtstraum der beiden Liebenden auf. Die Tiere, mythische Gestalten und aristophanische Phallusträger verhelfen der Lust zu ihrem Recht. Erkenntnis blitzt auf und Vertrauen auf den neuen Tag. Beim Abschied der Heimaturlauber kommt Hoffnung auf.


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