"SCHÖNER
GARTEN SCHÖNER TRÄUME"
Ein
neues Programm von MISCHI STEINBRÜCK
mit Literatur, Schlagern, Chansons, Liedern - und mit ihr. Die Steinbrück ist mit ihrer Stimme, Vitalität und ihrem Witz, die sie bisher ausgeprägt politischen Lieder- und Kabarettprogrammen verlieh, bekannt geworden.
Wie verblüffend, die Wiener Künstlerin plötzlich in Parks und Gärten flanieren zu sehen. Aber es liegt etwas in der Luft, wenn - unabhängig voneinander - da ein Buch über Parks mit dem Titel "Paradies(t)räume" erscheint, dort Andre Heller mit einem Blick aus dem Palmenhaus in Schönbrunn - aus den Tropen in den Schnee - seine Warnung "Mißtraue der Idylle" ausspricht und die Steinbrück hier diese Themen, Pole und Gegensätze in ihrem neuen Programm aufscheinen läßt.
Neugierig darauf macht allerdings nicht nur ihre Vergangenheit, sondern auch die stattliche Galerie von Dichtern, deren Worte uns die Parks, Plätze und Stimmungen herzaubern: Von A wie Peter Altenberg über Borchardt, Eichendorff, Hessel, Friederike Mayröcker- die den Titel "erfand" und die Kürzung ihres Prosastücks ausdrücklich erlaubte - bis zu Joseph Roth und Robert Waiser. Texte, die den satirischen, prosaischen, poetischen und sogar romantischen Humus für die anderthalb Stunden dieses literarischmusikalischen Programms bilden.
Als zweites Element fügen sich die Schlager, Chansons und Lieder wie in "geheimen" Übergängen zu den Texten. Ein besonders hübsches Beispiel sei hier verraten. Das kleine Prosastück über den Park des Palais Royal stammt von Franz Hessel, dessen Pariser Dreiecksverhältnis mit Hellen Grund und H. P. Roché die Vorlage zu Roches Schlüsselroman "Jules et Jim" bildete. Als Truffaut diesen Roman in den 60ern verfilmte, entstand für Jeanne Moreau das Chanson "Les Tourbillon". Die Steinbrück verbindet beides mit leichter Hand. Wie zufällig läßt sie jenem Text das charmante Chanson folgen, gestaltet den verwirrenden Zusammenhang wie eine Ahnung, einen zarten Hauch, einen flimmernden Sonnenstrahl.
Diese unsichtbare, aber spürbare, weil innere Struktur waltet überall in "SCHÖNER GARTEN SCHÖNER TRÄUME". Und damit sind wir beim dritten Element: Bei der Steinbrück selbst.
Bei der Subjektivität, mit der sie das Ganze baut, ihrem sehr eigenen, eigenwilligen Umgang mit Liedern, ihrem geschickten und äußerst musikalischen Einfließenlassen von deutschen Übersetzungen, wo es not tut, und nicht zuletzt den gelegentlichen Einsprengseln eigener Texte, wo es dem Zusammenhang gut tut. Und dann ist da natürlich noch die Live-Show, die keine Show ist, kein Kostümwechsel, keine Requisitenschlacht, aber um so größere Bühnenpräsenz und Charme auf dem soliden Fundament brillanter Gestaltung von Sprache und Gesang.
Zauber und Melancholie, Scherzhaftes und Vergnügliches, Prosaisches und Mysteriöses aus Texten über Gärten und Parks verschmelzen mit Liedern über die Liebe zu "SCHÖNER GARTEN SCHÖNER TRÄUME".
Theo König
|