TACHIDROMOS Nr. 17 Januar 2008 schreibt über das Konzert im THEATERHAUS Stuttgart:
«Es war ein ungewöhnliches Konzert, ein Konzert der besonderen Art, sowohl in der musikalischen Darbietung als auch in der Konzeption, mit dem die bekannte Kölner Künstlerin Mischi Steinbrück das Stuttgarter Publikum im Theaterhaus zum Auftakt ihrer Konzertreihe positiv überraschte. ... Durch das Zusammenwirken dieser Musiker und der beiden Sängerinnen bekam „Ta Lyrika“ eine neue Dimension. Sie gewannen an Höhen und Tiefen, an Umfang und Stärke, sie weckten große Emotionen. Mit Tränen in den Augen und sprachlos vor Staunen standen die Zuhörer da. Griechen und Deutsche, am Ende des Konzerts, wollten nach der dritten Zugabe noch nicht gehen ... »
- Joanna Ziogala-Heimann
Den gesamten Artikel können Sie als PDF hier laden und ausdrucken.
Wenn Musik politische Geschichte erzählt
Sängerin Mischi Steinbrück präsentierte
„Theodorakis grüßt den Schatten Che Guevaras“
« Natürlich, wer ein Projekt "Theodorakis grüßt den Schatten Che Guevaras" nennt, spielt bewusst mit eindeutigen Assoziationen. Erinnerungen an das politische Engagement der Linken in den sechziger und siebziger Jahren, an Revolutionsromantik und Studentenunruhen werden wach. Und doch sollte die Uraufführung im Altenberger Hof alles andere als eine Nostalgie-Veranstaltung werden.
v.l.n.r.: Michael Küttner, Epaminondas Ladas, Michaela Ristau (Leitung BZ Nippes), Mischi Steinbrück, Eleni Valentis, Beate Starken, Laja Genc
Sängerin und Schauspielerin Mischi Steinbrück, die den Liederzyklus mit fünf Studenten der Musikhochschule Köln erarbeitet hatte, steckte zu Beginn des Abends die ehrgeizigen Ziele fest: "Die Namen Theodorakis und Guevara wecken Neugier und Interesse an einer Diskussion, in der es nicht mehr nur um die Verteilung von Almosen geht." Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit seien schließlich Themen, die heute brandaktuell seien - auch wenn man dabei nicht so weit gehen müsse wie Che Guevara, der beim Versuch, die kubanische Revolution nach Bolivien zu exportieren, sein Leben ließ. Oder wie der Komponist Mikis Theodorakis, der während des griechischen Bürgerkriegs 1946 bis 1950 auf der Seite der Linken kämpfte und von den nationalen Kräften gefangen und gefoltert wurde. Im Gefängnis lernte er den Dichter Tassos Livatidis kennen, auf dessen Verse er zurückgriff als er im Jahre 1976 seinen Zyklus "Ta Lyrika" komponierte, in dem er die Erlebnisse aus dem Bürgerkrieg verarbeitete. Steinbrück erläuterte diese Zusammenhänge ausführlich, ganz im Sinne von Theodorakis, der sein Werk als "Dialog mit dem sozial engagierten Bürger" verstanden wissen wollte. "Deshalb arbeitete er mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der Melodie", sagte die Sängerin. Getragene, melancholische und anrührende Weisen sind das, ganz und gar nicht kämpferisch, hymnisch oder selbstgewiss. Denn sie erzählen in der Hauptsache von Tod und Verlust - und zwar auf beiden Seiten, denn Theodorakis ging es um die Bewältigung der Traumata, die der Bürgerkrieg in seinem Land zurückgelassen hatte. Auch Che tritt darin, wie Jesus, nur als Symbol für Schmerz und Niederlage auf. "Ereignisse wie das Scheitern von Guevara, aber auch der sowjetische Panzereinsatz gegen den ,Prager Frühling‘ führten Ende der Sechziger zu einer Spaltung der Linken oder machten doch eine Rückbesinnung notwendig", so Steinbrück.
Mit den Musikern und Sängerin Eleni Valentis betonte sie diese "lyrischen" Aspekte des politischen Kampfes, von denen der Zyklus seinen Namen hat, indem sie einige "populäre" Elemente der Originallieder zugunsten einer stärkeren Akzentuierung strich. Harmonien wurden geändert, eigene Textideen flossen in die Neuübersetzung ein, jazzige Rhythmen und Soli waren zu hören und abweichend vom Original setzte Gitarrist Epamonidas Ladas bei einigen Stücken die Bouzouki ein. Die 220 Zuhörer jedenfalls waren restlos begeistert. »
Auszug aus Kölner Rundschau, 12.12.2006
- Hans-Willi Hermans
|
|
KÖLNER STADTANZEIGER, 12. Aug. 2006, Anna-Maria Liese
Im
Altenberger Hof entsteht unter der Leitung von Mischi Steinbrück eine
Neuinterpretation des Liederzyklus "TA LYRIKA" von Mikis Theodorakis.
In diesem Sommer jährt sich zum 60. Mal der Ausbruch des Griechischen
Bürgerkrieges. Entfacht schon während des Widerstandes gegen die
Deutschen im Zweiten Weltkrieg, kämpften Nationale und Kommunisten drei
Jahre um die Herrschaft in Griechenland. Bis heute sind die Jahre des
Bürgerkrieges für viele Griechen ein Trauma. Jetzt arbeiten Studierende
der Musikhochschule Köln im Bürgerzentrum Nippes in einem
deutsch-griechischen Musikprojekt dieses Trauma auf. Gemeinsam mit
Sängerin und Schauspielerin Mischi Steinbrück proben sie für eine
Neufassung des Liederzyklus "TA LYRIKA" von Mikis Theodorakis, einem
der bedeutendsten griechischen Komponisten der Gegenwart.
"Wir wollen mit dem Projekt eine Brücke schlagen", sagt Steinbrück.
Theodorakis schrieb den Liederzyklus als Erinnerung an die Opfer des
Bürgerkrieges und der Militärdiktatur der faschstischen Obristen. In
der Neuinterpretation soll nun eine Ebene hinzukommen. Neben
melancholisch-lyrische Klänge der griechischen Lieder tritt eine
Moderation, die eine Parallele ziehen soll zu den aktuellen
gesellschaftlichen und politischen Problemen.
"Theodorakis macht häufig soziale Kämpfe zum Thema seiner Lieder", sagt
Steinbrück. "Wir greifen sein Konzept vom Dialog mit einem sozial
aktiven Bürger auf". Nach diesem Konzept Theodorakis nutzen Mischi
Steinbrück und die Musiker dessen Kompositionen und verbinden sie mit
eigenen Texten. Diese Kombination soll den Zuhörer anregen, sich
Gedanken über das eigene Leben in unserer Gesellschaft zu machen. So
diskutieren die Musiker vor jeder Probe über die heutige Rolle der
Kunst. Die Antworten, die sie etwa auf die Frage finden, in welcher
Weise Künstler und Gesellschaft einander verpflichtet seien, finden
textlich wie musikalisch Eingang in das Stück.
Steinbrück möchte den Opfern des Krieges auch 60 Jahre danach noch
einen Sinn geben; aufzeigen, wie soziale Konflikte gelöst werden
können; wie sich Kriegsopfer in Zukunft vermeiden lassen.
"Die Lieder sind so voll Verlust, Trauer und Klage. Sie sind noch heute
eine Einladung an alle Traurigen der Welt, ihr Leid mit uns zu
teilen.", so Steinbrück. Bis zur ersten Aufführung am 9. Dezember
werden die Studenten um Steinbrück weiter nach musikalischen und
literarischen Lösungen suchen, den Faden eines sozialen und
solidarischen Miteinanders weiterspinnen und den traurigen Klängen
Theodorakis' einen positiven Ausblick entgegenstellen.
Schon heute ist das Projekt, das vom Fonds Soziokultur e.V. finanziell
unterstützt wird, für den Preiswettbewerb "Heimat Europa" nominiert.
Diesen europäischen Gedanken wird die Gruppe gemeinsam mit Epaminondas
Ladas (Gitarre und Bouzouki) und Eleni Valentis (Ethno-Jazz), die
Steinbrück für ihr Projekt engagierte, im kommenden Jahr in die Tat
umsetzen. Geplant ist eine Konzertreise in Theodorakis' Heimat
Griechenland.«
|
|