»KAPITÄNINNEN DER FREIHEIT«
Texte und Lieder von und mit Mischi Steinbrück


„Kapitäninnen der Freiheit“ nennt Mischi Steinbrück die drei großen Kämpferinnen, die in Seeschlachten in den 1820er Jahren wesentlich zur Befreiung Griechenlands von der osmanischen Fremdherrschaft beitrugen. In rhythmischen Texten, die sie mit Gesang verbindet, versucht sie, uns die hier weithin unbekannten und fernen Gestalten der Bouboulina, der Manto Mavrogenous und der Domna Wiswisi näher zu bringen.

Die Geschichte beginnt im Dezember 1832 am Wachauer Donauufer mit dem Abschied eines Dienstmädchens von ihrem Verlobten. Der zieht als Söldnersoldat mit Otto von Bayern zu dessen Krönung nach Griechenland. Aber zehn Jahre davor war Griechenland eine Demokratie ohne König – und die wurde von den „Kapitäninnen der Freiheit“ mit erkämpft. Wieso wissen wir hier so wenig darüber?

Mischi hebt zusammen mit Fundstücken aus der Ägäis die inspirierende Erinnerung an die Gestalten der drei großen Frauen.

Zur Entstehungsgeschichte

Wie kommt eine in Deutschland lebende Österreicherin zu den griechischen Freiheitskämpferinnen? Biografische Notizen:
Auf die Freiheitskämpferinnen des frühen 19. Jahrhunderts wurde Mischi Steinbrück durch die Historikerin Vivi Papanajotou aufmerksam gemacht, als sie mit dieser eine Rundfunksendung mit dem Titel „Bysakia exo – Busen raus! Die starken Frauen Griechenlands im Lied“ gestaltete.

Danach ging Mischi selbst mit einem Rebetikoprogramm auf die Bühne und konzertierte mit „Kurz ist der Sommer – unendlich lang die Winter“ mehr als zehn Jahre in ganz Deutschland für griechische Gemeinden, Frauengruppen und Gleichstellungsveranstaltungen. Ihre zum Teil sogar singbaren Übersetzungen der Rebetika führten zu einer Besinnung des griechischen Publikums auf das ganz Besondere vieler Texte, die üblicherweise im Rahmen von Tavernen- und Tanzveranstaltungen in den Hintergrund treten.

Erst nach dieser Arbeit öffnete sie sich auch für den Großmeister des griechischen Lieds und brachte zwei bislang in Deutschland unbekannte Theodorakis-Zyklen zu deutschen Uraufführungen. „Politeia Gamma“ und „Ta Lyrika“, letzteres mit griechischen und deutschen Jazzmusiker/innen in eigener Bearbeitung unter dem Titel THEODORAKIS GRÜSST DEN SCHATTEN CHE GUEVARAS.

Der Gedanke an die Freiheitskämpferinnen des 19. Jahrhunderts entzündete sich wieder, als Mischi Steinbrück im Rahmen einer Auseinandersetzung mit der deutschen Romantik auf den „Griechen-Müller“ stieß, der 1823 „Neue griechische Lieder“ bei Brockhaus in Leipzig veröffentlicht hatte. Übersetzungen (ohne Noten) griechischer Lieder, unter anderem von Freiheitsliedern. In einem davon wird die „Souliotin“ gepriesen, eine Frau, die leidenschaftlich darum wirbt, mit ihrem Mann zusammen gegen die Türken zu kämpfen.

Erstaunlicherweise fanden diese griechischen Lieder damals enthusiastischen Anklang in Deutschland. Das Heft (jeweils zu 200 – 500 Stk gedruckt) erreichte zehn Auflagen (!) – und man kann annehmen, dass sich damit nicht nur Freiheitsdurst und Nationalbewusstsein, sondern auch ein völlig neues Frauenbild verbreitete. Im gleichen Jahr veröffentlichte Wilhelm Müller aber auch seine berühmte „Winterreise“, die Schubert vertonte mit ebenso großem Anklang: Revolte und Melancholie zur gleichen Zeit.

Mischis KAPITÄNINNEN DER FREIHEIT aber waren Realität. Begeisternde und verstörende Biografien. Mit ihrer literarisch-musikalischen Annäherung an die Geschichte dieser großen Frauen möchte sie die Herzen entflammen und den Verstand in Anschlag bringen. Geschichte endet nicht.

Aus der Einführung von Niki Eideneier

Mit dem Zitat eines Verses von Mischi Steinbrück „Wellen, Atem des Meeres, sein Gesang!“ beginnt Niki Eideneier, Neogräzistin, literarische Übersetzerin, Autorin und Verlegerin ihre Einführung von Mischis neuestem Soloprogramm „KAPITÄNINNEN DER FREIHEIT“:

„ … prägnant, wortgewandt, sinnlich, gefühlvoll, fantasievoll und anregend… Sie kennt ihr Publikum, sie wird es für sich und ihr Thema einnehmen, weil sie weiß, wie sie das behandeln muss… Denn sie weiß genau: Man kann nur dann die Zuhörer und Zuschauer gewinnen, wenn sie sich selbst zum Zuhörer und Zuschauer macht; es muss erst mal zweifelsohne ihr selbst gefallen, ja sie selbst davon fasziniert werden, sie übt Disziplin und Kunst erst an sich selbst …
Wir werden heute … einen musikalischen Geschichtsunterricht bekommen, der uns mehr beibringt als der beste Geschichtspädagoge. Wir, die Griechinnen und Griechen unter uns, werden zwar etwas über diese drei Frauen in der Schule gehört haben, z. B. dass Manto Mavrogenous eine Heldin der Revolution von 1821 gewesen war…, Laskarina Bouboulina, eine Schiffsbesitzerin ..., die mit ihren Schiffen Gewehre und Munition auf die Insel Spetses transportierte und versteckte, um sie zu verteilen für den Kampf vom Meer aus gegen die Türken. Und um ehrlich zu sein, von der dritten Frau im Bunde, Domna Wiswisi, habe ich… in der Schule nicht einmal ihren Namen gehört …
Als mein Mann hörte, dass ich beabsichtige, Mischi vorzustellen, sagte er spontan: Was? Sie braucht Dich doch nicht, sie stellt sich selbst am besten vor! Und deswegen höre ich nun auf, voller Neugierde darauf, was Mischi für uns vorbereitet hat.
Liebe Mischi „Wellen, Atem des Meeres, Dein Gesang!“«



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